Die Geschichte des Platzes am Steineren Tisch

"Verehrte Bewohner der Lilienstraße! Viele von uns leben nun schon 10 und mehr Jahre hier und doch - von seinem direkten Nachbarn abgesehen - kennt man sich relativ wenig. Das mag zum einen an der Struktur der Straße mit dem starken Durchgangsverkehr, aber auch an dem Gebilde 'Neu-Edingen' [...], liegen. Auch Neuzugezogenen fällt es schwer sich einzuleben. Nun, dass es in einer etwas 'unpersönlichen' Straße aber nette, aufgeschlossene Menschen gibt, wollen wir mit einem Straßenfest beweisen, das eigentlich schon länger geplant war. Wir starten den Versuch am 24. September 1983 mit einem Zelt. Alle, die Lust haben aktiv mitzutun, sind zu unserem Vorbereitungstreffen [...] eingeladen! Es würde uns freuen, wenn sich recht 'Viele' einfinden würden, um das Vorurteil - in Neu-Edingen ist sowieso nichts los - abbauen zu helfen."

Dieser Brief, der von Bernhard Jung, Lothar Bürkel und Werner Schnabel unterzeichnet war, wurde damals an alle Neu-Edinger geschickt. Das Vorbereitungstreffen sowie das Fest fanden enormen Zuspruch. Zum Fest erschienen die Neu-Edinger zahlreich und auch aus Edingen, Neckarhausen, Friedrichsfeld, Ladenburg und Mannheim kamen Gäste.

"Die Lilienstraße feierte. Das Fest stieß auf unerwartet große Resonanz [...] Die Liliensträßler in Neu-Edingen waren von Samstagmittag bis -abend und noch in die Nacht hinein im wahrsten Sinne des Wortes 'aus dem Häuschen'." (Mannheimer Morgen)

Für den Erlös des ersten Lilienstraß'-Festes ließ man an der Ecke Friedrichsfelder Straße/Lilienstraße eine Sitzecke mit einem steinernen Tisch errichten, die zum Verweilen einladen sollte. In den kommenden Jahren finanzierte man mit dem Fest auch ein Sandkasten und eine Kinderwippe. Neben der Sitzecke wurde von Kindern ein Ahornbaum gepflanzt. So wurde das bis dahin verwahrloste Grundstück den Anwohnern zugänglich gemacht.

Das Lilienstraßenfest wurde bis 1999 jährlich gefeiert. Dann räumte der Initiator und Organisator des Festes, Bernhard Jung, den Platz. Jüngere wollten übernehmen. Leider kamen aber in Folge dessen keine weiteren Feste zustande. In seinen "Lebenserinnerungen eines Edingers" (2008) schrieb Bernhard Jung: "Eine unserer letzten Aktionen bestand darin, im Advent an jeder Straßenlaterne der Lilienstraße einen Weihnachtsstern anzubringen. Fortan war unsere Straße in der Adventszeit eine der stimmungsvollsten in Edingen-Neckarhausen. Wenn ich Bilanz ziehen soll, kann ich sagen, dass sich aus einer relativ 'unpersönlichen' Wohngegend im Laufe der Jahre eine vorbildliche Nachbarschaftsgemeinschaft entwickelt hat, die bis zum heutigen Tag besteht."


Quelle: Bernhard Jung, Lebenserinnerungen eines Edingers, 2008





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